Über mich
Die formale, für HR optimierte Version meiner Karriere finden Sie in meinem Lebenslauf. Hier erzähle ich meinen Weg in freierer Form.

Ich habe ein Gymnasium mit Schwerpunkt Mathematik und Physik abgeschlossen – eigentlich führte der Weg danach direkt an die Eisenbahnuniversität. Doch im Abschlussjahr sah ich den Film Die Jury („A Time to Kill“), in dem Matthew McConaughey als Anwalt einen aussichtslosen Fall gewinnt. Seitdem wollte ich Jurist werden. Nicht irgendein Jurist, sondern ein Verteidiger – ein Anwalt im besten Sinne des Wortes.
Gegen Ende meines Studiums wurde mir klar, dass das Rechtssystem in der Realität ganz anders funktioniert, als ich es mir vorgestellt hatte. Damit war mein Traum vorbei – ich schloss, wie man an der Börse sagt, die Position mit Verlust und stieg aus dem Spiel aus.
Das Wissen war trotzdem nützlich: Ich gründete meine eigene Firma und kümmerte mich selbst um alle rechtlichen Fragen – aber als angestellter Jurist habe ich nie gearbeitet.
Kurz nach dem Studium wurde ich eingeladen, als Copywriter in einem Unternehmen zu arbeiten, das seine eigene Zeitung gründen wollte. Schon bald wurde ich Redakteur und arbeitete einige Jahre im Journalismus. Die Arbeit machte mir großen Spaß, brachte aber kaum Geld ein. Als mir später eine Stelle in einer Agentur für Online-Werbung angeboten wurde, sagte ich zu.
Die Branche war damals noch ganz neu und bot hervorragende Möglichkeiten, schnell Karriere zu machen – und genau so kam es. Nach ein paar Jahren zog ich aus der Provinz nach Moskau und landete in einem großen internationalen Konzern – dem französischen Holding VivaKi (später Publicis Media), der damals begann, ins Internetgeschäft einzusteigen.
Mein erstes Projekt bei Publicis war eine Herausforderung: die Übernahme sämtlicher Werbeaktivitäten eines großen Kunden von einer anderen Agentur. Der Kunde war P&G – damals der größte Werbetreibende des Landes. Als der Pitch gewonnen war, musste ich innerhalb eines Monats ein Team aufbauen, es einarbeiten und riesige Werbekampagnen in drei Ländern starten. Heute würde ich sagen: Es lief ordentlich. Aber damals hatte ich das Gefühl, alles stürzt ein. Jeden Abend auf dem Heimweg dachte ich: „Das war’s, das Ende meiner Karriere. Ich werde als der Typ in Erinnerung bleiben, der den P&G-Transition vermasselt hat.“
Jetzt kann ich darüber lachen.
Der Übergang verlief erfolgreich. Ich gewann viel Erfahrung, ein paar graue Haare und eine gewisse Immunität gegen Stress.
Als alles stabil lief, übernahm ich ein anderes Projekt – RTB-Einkäufe. Dieses neue Geschäftsfeld hatte die Agentur ausprobiert, aber wieder fallen lassen. Meine Aufgabe war es, das Thema wiederzubeleben. Ich besuchte viele VIP-Kunden – Nestlé, Coca-Cola, Mondelez, Sanofi, Novartis, Mercedes-Benz und andere – und erklärte ihnen, warum RTB eine zweite Chance verdient. Ich mochte es, komplexe Dinge einfach zu erklären, und am Ende gelang es: Das Geschäftsfeld wurde neu aufgebaut, ein eigenes RTB-Team entstand.
Später bekam ich das Projekt, das ich mir immer gewünscht hatte – die Entwicklung eines internen Automatisierungssystems für alle Agenturen der Publicis-Gruppe. Als es abgeschlossen war, schrieb ich einen langen, ehrlichen Abschiedsbrief und ging.
Ich dachte, ich würde die Werbebranche für immer verlassen. Die Branche war meiner überdrüssig geworden – und ich ihrer. Während ich mit einem Freund über eine gemeinsame Geschäftsidee sprach, erhielt ich ein Angebot von Realweb. Das Unternehmen gefiel mir, und ich nahm an, obwohl ich spürte, dass ich innerlich erschöpft war. Eineinhalb Jahre leitete ich dort eine Business Unit, die die Abteilungen RTB, SEM, Webanalyse und Paid Social vereinte. Die Firma war großartig, aber ich merkte endgültig: Werbung ist nicht mehr mein Weg. Ich war zynisch geworden und ausgebrannt. Es war Zeit, aufzuhören.
So endete mein Kapitel in der Werbeindustrie. Ich kündigte 2019 – kurz bevor die Pandemie begann.
Ein paar Jahre zuvor hatte ich bereits eine kleine Firma gegründet, die im Grunde alles Mögliche machte. Es langweilte mich schnell, und ich übergab sie meinem älteren Bruder. Sie hatte keine echten Vermögenswerte – nur eine juristische Hülle. Mein Bruder machte daraus ein großes Industrieunternehmen mit eigenen Gleisen, Maschinen und erheblichem Umsatz. Ein wirkliches Unternehmen.
Nach der Werbung kehrte ich dorthin zurück. Wenn man mich fragt, was ich damals gemacht habe, sage ich scherzhaft: „Ich war der Bruder des Direktors.“ Ganz falsch ist das nicht. Ich hatte das Privileg, mich mit Dingen zu beschäftigen, die mich interessierten, und Neues zu lernen.
Mein ganzes Leben lang war ich ein „White Collar“, ein Büroarbeiter, und hier konnte ich endlich auch mit den Händen arbeiten. Einerseits war ich verantwortlich für den Bereich Altmetall – Automatisierung der Berichte, Verträge, Kundenarbeit. Andererseits konnte ich, wenn ich wollte, einfach rausgehen, auf den Portalkran steigen und wie ein professioneller Kranführer beim Entladen eines LKWs helfen. In gewisser Weise habe ich damit einen alten inneren Kreis geschlossen und innere Ruhe gefunden. Wenn also etwas entladen werden muss – meldet euch.
Im Juni 2025 bin ich mit meinem Sohn Peter nach Deutschland gezogen. Wir haben die deutsche Staatsangehörigkeit nach dem BVFG-Gesetz von 1953 erhalten und Kiel als unseren neuen Lebensmittelpunkt gewählt. Wir haben diese Entscheidung keine Sekunde bereut.