Sören Erschau

Eine U-Bahn-Romanze

Am Ausgang der U-Bahn-Station Tscherkisowskaja, von der Rolltreppe (der linken, falls es Sie interessiert) bis zu den Drehkreuzen, lagen Blütenblätter verstreut. Normalerweise begleitet so eine Sauerei eine Hochzeit, aber wer feiert schon eine Hochzeit in der U-Bahn.

So war das. Ich war nicht dabei, aber ich weiß es.

Er hatte sie in der U-Bahn abgepasst, ihr aufgelauert. Er wusste, dass sie kommen würde, hatte eine Fahrt geopfert, um direkt ins Vestibül zu gelangen, und wartete an der Rolltreppe. Er musste lange warten, deshalb waren die Blumen schon etwas welk. Die Blumen waren ein Zeichen der Versöhnung. Als sie erschien, hielt er ihr den Strauß vors Gesicht. Sie nahm ihn zwar an, aber ihre Kränkung war stärker. Also begann sie, ihn mit diesem welken Besen zu verprügeln, zuerst ins Gesicht, dann dorthin, wo sie gerade hinkam. Er wich bis zu den Drehkreuzen zurück, und sie schlug weiter auf ihn ein. Und dann gingen sie nach Hause. Bald werden sie heiraten und die übliche Sauerei am üblichen Ort veranstalten – vor dem Standesamt.